Freitag, 5. Februar 2016

Experiment: Verhalten

Spiel mit eigenen Verhaltensmustern..


In den vorigen Ausführungen, habe ich versucht eine Erklärung zu geben, wie man selbst, bestimmte Handlungsstrukturen an sich beobachten und beschreiben kann.

Bei häufigem Training fällt es zunehmend leichter, in wiederkehrenden Situationen ein bestimmtes Verhaltensschema an sich zu erkennen.
Ich nutze immer wieder Autofahrten, um mir meine Rolle in der letzten Situation von außen anzuschauen.
Ich habe dabei entweder das gute Gefühl, mich frei und selbstbewusst, sozial und authentisch verhalten zu haben, oder das schlechte Bauchgefühl, dass ich nicht so war, wie ich sein möchte, etwa weil ich ein Bedürfniss nicht richtig formulieren konnte.

(Beispiel: Man möchte etwas reklamieren, der Verkäufer schafft es aber, einen dazu zu bringen, ohne Reklemation wieder nach Hause zu gehen. Obwohl der Grund zur Reklamation noch unverändert vorliegt. Vielleicht fühlte man sich gehemmt und ärgert sich später über die fehlende Durchsetzungskraft).

Natürlich können einem nicht nur negative Verhaltensmuster selbst auffallen, sondern auch positive, oder ganz banale, alltägliche. Vielleicht kann man in einem Résumé, über sich selbst, schmunzeln, beispielsweise, bei der Erkenntnis, dass man immer rot anläuft, wenn hübsche Bedinungen im Restaurant arbeiten.

Humor ist die beste Art und Weise, sich an dieses Denken über sich selbst, zu gewöhnen. Erst wenn Sie wahrhaftig über sich und Ihre Eigenarten lachen können, sind Sie auch bereit damit zu experimentieren.

Das Experiment beginnt mit der gedanklichen Vorstellung davon, dass die beobachtete Verhaltensstruktur in einer Skala beschrieben werden kann.

Noch einmal das Beispiel mit dem Mann, der beim Anblick einer hübschen Kellnerin rot anläuft.
Diese Verhaltensweise kann auf einer Skala bewertet werden, die anhand des Beispiels wie folgt konstruiert werden kann:
0-10;
0= 100% Sicherheit im Umgang mit Frauen, höchste Souverinität beim Umgang mit dem anderen Geschlecht.
10 würde bedeuten: Absolute Katastrophe! Frauen-Phobie! Stottern, Schweißausbrüche, Einnässen, Wegrennen, gewalttätig werden, Selbstmord! Schlimmer geht es nicht!

Wenn in dieser drastischen Weise eine Skala erstellt wird, ist das eigene Verhalten fast niemals bei 0 oder bei 10. Dadurch kann differenziert werden. Warum gibt es noch Luft nach oben (oder nach unten)?

Verschlimmerungsfragen: Was müsste passieren, damit Ihr Verhalten, Frauen gegenüber, noch peinlicher wäre als bisher?
Wie würde es im nächsten Schritt aussehen?
Wie könnten Sie dafür Sorgen, dass es auf jeden Fall noch schlimmer wird?

Diese Fragen helfen, Verhalten als Option zu Verstehen und nicht als Schicksal. Solche Gedankenspiele zeigen auf, wie das eigene Verhalten beeinflusst werden kann.

Nun kann diese Erkenntnis gedanklich durchgespielt werden.
Wo stehe ich auf meiner Skala?
Mit dem Rot-werden könnte für eine relativ hohe Zahl, auf der eben genannten Skala, argumentiert werde.
Vielleicht 7,5.
Frage an sich selbst:
Nun, wie hätte ich mich denn verhalten, um jetzt bei 8,5 zu stehen?
Vielleicht hätte ich zusätzlich gestottert oder gar nichts mehr sagen können.
Jetzt humorvoll und deutlich bildlich vorstellen!

Das Spiel kann dann auch in die andere Richtung betrieben werden. Wie wäre ich denn aufgetreten, wenn die Ziffer 5 wäre und mein Verhalten genau den Durchschnitt darstellen würde?
Einiges in meinem Verhalten stimmte ja schon. Die als angemessen empfundene, verbale Kommunikation etwa. Das heißt ich müsste etwas mehr auf meinen Körper achten, dass dieser sich entspannt.

Die nun folgende bildhafte Vorstellung, wie man sich, von außen betrachtet, etwas entspannter verhalten könnte. Diese Perspektive dient dazu, dass sich in der nächsten Situation an die eigenen Verhaltensempfehlungen erinnert werden kann.
An dieser Stelle könnte die betroffene Person, aus dem Beispiel: 'Rot-werden", etwa kleine Atemübungen oder Lockerungseinheiten auf der Toilette vollziehen, wenn er merkt, dass die Angespanntheit steigt.

Aus einem systemischen Fachbuch habe ich sowieso die Empfehlung, dass es sehr hilfreich sein kann, die Toilette aufzusuchen, wenn eine Situation unbersichtlich oder sehr angepannt wird.
Eine kleine Auszeit kann ermöglichen, die Gedanken zu sortieren und den eigenen Blickwinkel zu überprüfen.

Die Übung mit der Skala kann nach fast jeder Situation angewendet werden.
Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass automatisch mit dem jeweiligen Erstellen ein 100 prozentiger Ist-Zusandes eines eigenen Verhaltens beschrieben wird.
Damit sind Wunschvorstellungen und Werten, die oft so noch nicht im Bewusstsein auftauchten, auf einmal greifbar und überprüfbar.

Viel Spaß beim Ausprobieren eigener Experimente!
Ich freue mich sehr über Erlebnisberichte!

2 Kommentare:

  1. Hilfreiche und praktikabele Anregung .... wer dazu bereit ist, bzw. auch den Humor und zu eine gewisser Selbsteinschätzung fähig ist. Was leider, nach meiner Erfahrung, gerade bei den Problemfällen nicht sehr ausgeprägt ist.
    Trotzdem: sehr guter Beitrag!

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  2. Das Schöne ist ja, dass man es erst mal ganz alleine für sich machen kann und keinem eine Rechtfertigung abliefern muss..

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