Spiel
mit eigenen Verhaltensmustern..
In den
vorigen Ausführungen, habe ich versucht eine Erklärung zu geben,
wie man selbst, bestimmte Handlungsstrukturen an sich beobachten und
beschreiben kann.
Bei
häufigem Training fällt es zunehmend leichter, in wiederkehrenden
Situationen ein bestimmtes Verhaltensschema an sich zu erkennen.
Ich
nutze immer wieder Autofahrten, um mir meine Rolle in der letzten
Situation von außen anzuschauen.
Ich
habe dabei entweder das gute Gefühl, mich frei und selbstbewusst,
sozial und authentisch verhalten zu haben, oder das schlechte
Bauchgefühl, dass ich nicht
so war, wie ich sein möchte, etwa weil ich ein Bedürfniss nicht
richtig formulieren konnte.
(Beispiel:
Man möchte etwas reklamieren, der Verkäufer schafft es aber, einen
dazu zu bringen, ohne Reklemation wieder nach Hause zu gehen. Obwohl
der Grund zur Reklamation noch unverändert vorliegt. Vielleicht
fühlte man sich gehemmt und ärgert sich später über die fehlende
Durchsetzungskraft).
Natürlich
können einem nicht nur negative Verhaltensmuster selbst auffallen,
sondern auch positive, oder ganz banale, alltägliche. Vielleicht
kann man in einem Résumé, über sich selbst, schmunzeln,
beispielsweise, bei der Erkenntnis, dass man immer rot anläuft, wenn
hübsche Bedinungen im Restaurant arbeiten.
Humor
ist die beste Art und Weise, sich an dieses Denken über sich selbst,
zu gewöhnen. Erst wenn Sie wahrhaftig über sich und Ihre Eigenarten
lachen können, sind Sie auch bereit damit zu experimentieren.
Das
Experiment beginnt mit der gedanklichen Vorstellung davon, dass die
beobachtete Verhaltensstruktur in einer Skala beschrieben werden
kann.
Noch
einmal das Beispiel mit dem Mann, der beim Anblick einer hübschen
Kellnerin rot anläuft.
Diese
Verhaltensweise kann auf einer Skala bewertet werden, die anhand des
Beispiels wie folgt konstruiert werden kann:
0-10;
0=
100% Sicherheit im Umgang mit Frauen, höchste Souverinität beim
Umgang mit dem anderen Geschlecht.
10
würde bedeuten: Absolute Katastrophe! Frauen-Phobie! Stottern,
Schweißausbrüche, Einnässen, Wegrennen, gewalttätig werden,
Selbstmord! Schlimmer geht es nicht!
Wenn
in dieser drastischen Weise eine Skala erstellt wird, ist das eigene
Verhalten fast niemals bei 0 oder bei 10. Dadurch kann differenziert
werden. Warum gibt es noch Luft nach oben (oder nach unten)?
Verschlimmerungsfragen:
Was müsste passieren, damit Ihr Verhalten, Frauen gegenüber, noch
peinlicher wäre als bisher?
Wie
würde es im nächsten Schritt aussehen?
Wie
könnten Sie dafür Sorgen, dass es auf jeden Fall noch schlimmer
wird?
Diese
Fragen helfen, Verhalten als Option zu Verstehen und nicht als
Schicksal. Solche Gedankenspiele zeigen auf, wie das eigene Verhalten
beeinflusst werden kann.
Nun
kann diese Erkenntnis gedanklich durchgespielt werden.
Wo
stehe ich auf meiner Skala?
Mit
dem Rot-werden könnte für eine relativ hohe Zahl, auf der eben
genannten Skala, argumentiert werde.
Vielleicht
7,5.
Frage
an sich selbst:
Nun,
wie hätte ich mich denn verhalten, um jetzt bei 8,5 zu stehen?
Vielleicht
hätte ich zusätzlich gestottert oder gar nichts mehr sagen können.
Jetzt
humorvoll und deutlich bildlich vorstellen!
Das
Spiel kann dann auch in die andere Richtung betrieben werden. Wie
wäre ich denn aufgetreten, wenn die Ziffer 5 wäre und mein
Verhalten genau den Durchschnitt darstellen würde?
Einiges
in meinem Verhalten stimmte ja schon. Die als angemessen empfundene,
verbale Kommunikation etwa. Das heißt ich müsste etwas mehr auf
meinen Körper achten, dass dieser sich entspannt.
Die
nun folgende bildhafte Vorstellung, wie man sich, von außen
betrachtet, etwas entspannter verhalten könnte. Diese Perspektive
dient dazu, dass sich in der nächsten Situation an die eigenen
Verhaltensempfehlungen erinnert werden kann.
An
dieser Stelle könnte die betroffene Person, aus dem Beispiel:
'Rot-werden", etwa kleine Atemübungen oder Lockerungseinheiten
auf der Toilette vollziehen, wenn er merkt, dass die Angespanntheit
steigt.
Aus
einem systemischen Fachbuch habe ich sowieso die Empfehlung, dass es
sehr hilfreich sein kann, die Toilette aufzusuchen, wenn eine
Situation unbersichtlich oder sehr angepannt wird.
Eine
kleine Auszeit kann ermöglichen, die Gedanken zu sortieren und den
eigenen Blickwinkel zu überprüfen.
Die
Übung mit der Skala kann nach fast jeder Situation angewendet
werden.
Ein
weiterer positiver Aspekt ist, dass automatisch mit dem jeweiligen
Erstellen ein 100 prozentiger Ist-Zusandes eines eigenen Verhaltens
beschrieben wird.
Damit
sind Wunschvorstellungen und Werten, die oft so noch nicht im
Bewusstsein auftauchten, auf einmal greifbar und überprüfbar.
Viel
Spaß beim Ausprobieren eigener Experimente!
Ich
freue mich sehr über Erlebnisberichte!
Hilfreiche und praktikabele Anregung .... wer dazu bereit ist, bzw. auch den Humor und zu eine gewisser Selbsteinschätzung fähig ist. Was leider, nach meiner Erfahrung, gerade bei den Problemfällen nicht sehr ausgeprägt ist.
AntwortenLöschenTrotzdem: sehr guter Beitrag!
Das Schöne ist ja, dass man es erst mal ganz alleine für sich machen kann und keinem eine Rechtfertigung abliefern muss..
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